Deutsche Spuren im kroatischen Osijek
Mit gut 84.000 Einwohnern ist Osijek, deutsch Esseg, die viertgrößte Stadt Kroatiens und ein wirtschaftliches, administratives und kulturelles Zentrum. Die Stadt liegt am Ufer der Drau im Osten der historischen Region Slawonien.
Osijek zählt zu den ältesten deutschen Städten in Südosteuropa. Nach der Vertreibung der Osmanen durch die Habsburger wurde die weitgehend entvölkerte Region zwischen Save und Drau gezielt wiederbesiedelt. Neben Soldaten an der sogenannten „Militärgrenze“ des Habsburgerreichs kamen auch viele deutsche Handwerker und Kaufleute nach Osijek. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der Deutschen aus der Stadt wurde auf den Straßen kein Deutsch mehr gesprochen. Die Einflüsse der deutschen Einwanderer kann man jedoch heute noch im Stadtbild Osijeks erahnen.
Osijek war im 19. Jahrhundert das Zentrum der Donauschwaben in Slawonien. Heute lebt dort nur noch eine kleine deutschsprachige Minderheit. Die Deutsche Gemeinschaft von Osijek setzt sich für die Erhaltung und Pflege der deutschen Sprache, der deutschen Kultur und ihrer Traditionen ein. In der Stadt gibt es deutsche Schulen und ein Kulturzentrum. In ganz Kroatien leben heute noch ca. 3.000 Deutsche, die sich als Donauschwaben bezeichnen.
Pécs/Fünfkirchen – Zentrum der Donauschwaben in Ungarn
Pécs, deutsch Fünfkirchen, ist mit über 140.000 Einwohnern (Stand 2019) die fünftgrößte Stadt Ungarns. Sie liegt nahe der kroatischen Grenze. Die Stadt ist Bischofssitz und Sitz einer Universität sowie Zentrum der Donauschwaben.
Pécs ist eine der ältesten Städte Ungarns und war bereits zu vorgeschichtlicher Zeit ein Siedlungsort. Die deutschstämmigen bzw. deutschsprachigen Bewohner Ungarns zählen zur Gruppe der Donauschwaben und werden auch als Ungarndeutsche bezeichnet, wobei der Begriff Ungarndeutsche auch Bevölkerungsgruppen außerhalb des heutigen Ungarn einschließt, da das ehemalige Königreich Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg deutlich verkleinert wurde. Ungarndeutsche nennt man daher allgemein die Nachfahren der einst ins Karpatenbecken eingewanderten Deutschen.
Ein kleinerer Teil der deutschen Auswanderer war Ende des 18. Jahrhunderts aus der Umgebung von Fulda nach Ungarn gekommen. Diese nennen sich selbst „Stiffolder“, was Stiftsfuldaer bedeutet, da ihre Vorfahren dem Hochstift Fulda entstammten. In der Stadt gibt es zwei deutschsprachige Kindergärten und zwei Gymnasien, in denen Deutsch als Nationalitätenfach unterrichtet wird.
Im Kulturleben der Ungarndeutschen gilt Pécs als die wichtigste Stadt Ungarns. Mehr als die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung Ungarns lebt in der Umgebung der Stadt.