Seminarreise nach Bratislava/Pressburg und ins Hauerland in der Slowakei

"Begegnungen von Mensch zu Mensch im Dienste der Völkerverständigung im gemeinsamen Europa"

30. September bis 6. Oktober 2018

Deutsche in der Slowakei

Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei lebten vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 150.000 Deutsche, die bereits damals als Karpatendeutsche bezeichnet wurden. Die Slowakei gehörte seit dem 11. Jahrhundert zum Königreich Ungarn, das ab 1526 Teil der Habsburgermonarchie und ab 1867 Teil des Kaiser- und Königreichs Österreich-Ungarn war. Nach der Auflösung der Doppelmonarchie 1918 wurde die Slowakei Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei. Am 1. Januar 1993 entstand nach friedlicher Aufteilung dieses Staatsgebildes die unabhängige Slowakische Republik als Nationalstaat der Slowaken.

Die meisten Karpatendeutschen waren bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Slowakei ins Deutsche Reich geflüchtet oder wurden von den deutschen Behörden evakuiert. Nach dem Ende des Krieges war zunächst etwa ein Drittel der evakuierten und geflüchteten Deutschen in die Slowakei zurückgekehrt. Ab dem 2. August 1945 wurde ihnen zusammen mit den Sudetendeutschen in Tschechien und mit den Ungarn in der Südslowakei die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit aberkannt. 1946/47 wurden etwa 33.000 Deutsche als Folge des Potsdamer Abkommens aus der Slowakei vertrieben, während ca. 20.000 Personen in der Slowakei bleiben konnten.

Heute gehören etwa noch 10.000 Menschen der deutschen Minderheit an. Der 1990 gegründete Karpatendeutsche Verein in der Slowakei (KDV) ist mit seinen rund 5.000 Mitgliedern die bedeutendste Organisation der deutschen Minderheit in der Slowakei. Er gliedert sich organisatorisch in fünf Regionen, die den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten entsprechen: Pressburg (Bratislava), Hauerland, Oberzips, Unterzips und Bodwatal.

Ein Blick in die Geschichte

Deutsche haben über Jahrhunderte die Geschichte und Kultur des Landes mitgeprägt. Nach ersten Einwanderungen im 10. und 11. Jahrhundert wurden Deutsche vor allem im 12. und 13. Jahrhundert von den ungarischen Königen ins Land gerufen. Ihren Höhepunkt erreichte die Besiedlung im 14. Jahrhundert. Deutsche ließen sich vor allem in älteren slowakischen Städten wie Pressburg sowie in Markt- und Bergbausiedlungen nieder und wurden meist von den Königen als Handwerker und Bergleute angeworben. Ungefähr bis zum 15. Jahrhundert bestand die Führungsschicht aller slowakischen Städte fast ausschließlich aus Deutschen.

Die drei Hauptsiedlungsgebiete waren Pressburg und Umgebung, die deutschen Sprachinseln in der Zips (Zipser Sachsen) sowie das Hauerland. Das Hauerland ist eine Sammelbezeichnung für die ehemaligen deutschen Sprachinseln in der Mittelslowakei, vor allem um die Städte Kremnitz (slowakisch Kremnica), Deutschproben (slowakisch Nitrianske Pravno) und Hochwies (slowakisch Veľké Pole). Die Bezeichnung Hauerland hat sich an Stelle von Einzelbegriffen wie „Kremnitz-Deutschprobner Sprachinsel“ bereits Ende der 1930er-Jahre durchgesetzt.

Bildnachweise

  1. Altstadt mit Martinsdom
    Foto: Wikimedia Commons, Justraveling.com, Bratislava Cityscape, CC BY-SA 4.0
  2. Die Burg Bratislava über der Donau
    Foto: Wikimedia Commons, LMih, Bratislava, Hrad, Slovensko, CC BY-SA 3.0