DEBWH-Seminar 2019 in Lettland

"Geschichtlicher Erfahrungsaustausch zwischen Letten und Deutschen als Grundlage für die Zusammenarbeit"

14. bis 20. Juli 2019

Lettland – EU-Mitglied im Baltikum

Die Republik Lettland ist ein Staat im Baltikum. Als mittlerer der drei baltischen Staaten grenzt sie im Süden an Litauen, im Südosten an Weißrussland, im Osten an Russland, im Norden an Estland und im Westen an die Ostsee. Die Hauptstadt und größte Stadt Lettlands ist Riga. Seit dem Inkrafttreten der EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004 ist Lettland Mitglied der Europäischen Union und seit dem 1. Januar 2014 auch Teil der Eurozone.

Deutsch-Balten in Lettland

Die Siedlungsgebiete der Balten und Liven im frühen Mittelalter waren in zahlreiche kleine Fürstentümer zersplittert. Ab 1202 wurden die lettischen Kleinfürstentümer vom Schwertbrüderorden erobert, der 1237 im Deutschen Orden aufging. Gleichzeitig begann die Einwanderung von Deutschen. Die deutsche Oberschicht stellte jahrhundertelang das Stadtbürgertum und die Großgrundbesitzer. Im Zuge der Reformation wurde Lettland lutherisch. Unter dem Druck der umliegenden Mächte kam das Gebiet der Livländischen Konföderation im 16. Jahrhundert in Abhängigkeit von Polen-Litauen, weshalb Teile Lettlands heute katholisch sind. Bis ins 18. Jahrhundert war das Baltikum zwischen Russland, Schweden und Polen umkämpft. In Folge der Dritten Teilung Polens wurde das Gebiet Lettlands 1795 an das Russische Kaiserreich angegliedert.

Obwohl die baltendeutsche Minderheit in Lettland zahlenmäßig immer beschränkt blieb, spielte sie für die Entwicklung des Landes aber eine große Rolle. So war etwa Johann Gottfried Herder zeitweise beruflich in Riga tätig, übersetzte lettische Volkslieder (Dainas) ins Deutsche und förderte durch Veröffentlichung ihre Anerkennung als Kulturgut.

Unabhängiges Lettland

Nach dem Ersten Weltkrieg erklärte Lettland am 18. November 1918 seine Unabhängigkeit, die aber nur bis zur Besetzung durch die Sowjetunion 1940 infolge des Hitler-Stalin-Pakts andauerte. Im Zweiten Weltkrieg folgte die Besetzung durch die Wehrmacht. Nach dem Krieg wurde Lettland sozialistische Teilrepublik innerhalb der Sowjetunion (LSSR). Am 4. Mai 1990 beschloss der Oberste Rat der LSSR die „Wiederherstellung der Unabhängigkeit“. Der Parlamentsbeschluss konnte jedoch erst mit dem Zerfall der Sowjetunion am 21. August 1991 wirksam werden.

Die Deutsch-Baltische Gesellschaft

Nach dem Ende des Krieges flohen die meisten Balten-Deutschen auch aus Lettland oder wurden vertrieben. Als Brücke zum Baltikum und Vertretung der Balten-Deutschen wurde 1950 die Deutsch-Baltische Gesellschaft e.V. (DBGes) zunächst als Deutsch-Baltische Landsmannschaft i.B. e.V. gegründet, eine Vereinigung der Deutsch-Balten aus Estland und Lettland. Ihr Sitz ist im Reinhard-Zinkann-Haus, dem Haus der Deutsch-Balten in Darmstadt. Die DBGes will vor allem das kulturelle Erbe der Deutschen aus dem heutigen Lettland und Estland bewahren. Die Patenstadt Darmstadt (seit 1962) und das Patenland Hessen (seit 1990) unterstützen diese Brückenfunktion.

Bildnachweise

  1. Riga Stadtpanorama
  2. Dom zu Riga
    Foto: Wikimedia Commons, Ryzhkov Sergey, Riga Dome Cathedral at twilight, CC BY-SA 4.0